Reisebericht Sierra Leone August 2015
Besuchsbericht von Dorcas Spitzhorn im August 2015
Anreise
Am Freitag direkt nach der Arbeit (ich bin für „Brot für die Welt“ in Makeni / Sierra Leone im Einsatz) sollte es zusammen mit meinem Kollegen Mohammed losgehen. Den Wagen hatte ich schon einen Abend vorher gepackt, damit wir keine Zeit verlieren. Nach einigen Stunden Fahrt durch den Regen und entsprechend schlechten Verhältnissen der Pisten mußten wir leider abbrechen und zurückfahren. Der Qualm aus dem Motorraum war zu bedenklich.
Am nächsten Morgen also ein erneuter Anlauf mit einem anderen Fahrzeug. Am Samstag haben wir es dann geschafft und haben unter extremen Straßen- und Wetterverhältnissen Moyamba erreicht.
Ebola
Erst einmal hat Rosalyn über die Zeit der Ebola-Epidemie berichtet. Sehr bewegend. Besonders der Teil, als sie im „psycho social team“ war und Familien die Todesnachrichten überbringen musste. Die Menschen ahnten schon Schlimmes, wenn sie sie nur sahen. Und wenn sie dann die schlechten Nachrichten übermittelt bekamen und vor Trauer zusammen brachen, konnte Rosalyn sie nicht einmal in den Arm nehmen, nicht berühren.
Skynie, Rosas Tocher, arbeitet jetzt auch seit ca. einem Jahr im Heim mit. Sie, Rosa und Emmanuel waren gezwungen, während Ebola das Heim zu verlassen, um Dinge zu erledigen. Deshalb durften die Kinder während der ganzen Zeit nur von Deborah berührt werden.
In der Ebolazeit haben sie einen Zaun um das Gelände gezogen. Ein Dach musste neu gedeckt werden und die alten alu-zinc-sheets (Wellbleche) wurden für die Einzäunung verwendet, derart, dass die Kirche außerhalb ist. So konnten sie während Ebola gewährleisten, dass niemand das Gelände betrat. Auch die Kirchgänger nicht.
Schule / Gehälter für Lehrer
Wegen Ebola war die Schule bis einschließlich März diesen Jahres ausgefallen. Um die Gehälter an die Lehrer weiterzahlen zu können, hatten wir zu Spenden aufgerufen. Seit April sind die Schulen nun wieder geöffnet. Eigentlich sollten die Sommerferien für die Schulen aufgrund der langen „Ebola-Schließung“ in Sierra Leone ausfallen. Wegen andauernder heftiger Regenfälle wurde diese Entscheidung jedoch revidiert.
Weil zum einen so viel Unterricht ausfällt und zum andren, weil wegen Ebola kaum Geld im System ist, sind die Eltern nachlässig in der Zahlung des Schulgeldes geworden.
Daher bittet Rosalyn erneut um Spenden, um die Lehrergehälter noch eine Zeit lang bezuschussen zu können.
Projekt eigener Anbau von Obst und Gemüse
Der eigene Anbau von Obst und Gemüse ist schon seit längerer Zeit in Planung. Mußte aber wegen der hohen Kosten für den Erwerb des Landes und aufgrund der Ebola-Epidemie verschoben werden.
Von einem kanadischen Freund und Sponsor der Mustard Seed Foundation wurden nun 20 acres Land gekauft (1 acre = ca. 10 townlots). So können wir als KurtBauerFoundation uns auf die Bewirtschaftung des Landes konzentrieren. Zu Beginn sollen 8 acres bearbeitet werden.
- Poultry (Hühnerzucht)
Anbau von:
- Ölpalme
- Ingwer
- Erdnüssen
- Pepper (Chili)
All das sind cash crops, also zum Generieren von Einkommen. Eigenes Gemüse wird nebenbei auch angebaut. Die Jugendlichen des Heims sollen nebenbei lernen, wie man Landwirtschaft betreibt.
Im ersten Jahr werden sie zu 100% auf Spenden angewiesen sein. Von Jahr zu Jahr sollen die Spenden um 25% reduziert werden.
Projektidee Krankenstation
Weiterhin und immer wieder ausdrücklicher Wunsch von Rosalyn: Eine Krankenschwester im Kinderheim. Hierfür soll eine Kostenaufstellung gemacht werden, um den Spendenbedarf konkretisieren zu können.
Außerdem bittet Rosalyn immer wieder darum, zu versuchen, freiwillige Ärzte für einen check-up aller Kinder ins Heim zu bringen. Ich halte hier die Augen weiterhin offen und versuche meine Kontakte vor Ort zu nutzen.
Projektidee Schulbus
Viele Kinder kommen von weiter her und müssen sehr lange laufen oder mit Okadas (Motorradtaxis) gebracht werden. Das ist ziemlich gefährlich (oh ja, man sieht ständig Okadaunfälle) und in der Regenzeit auch nicht wasserdicht. Viele Eltern sehen darin ein Problem und wären bereit, einen Beitrag zu bezahlen für die cost recovery des Schulbusses (Benzin, Wartung, Fahrer), da sie Okadas ja auch zahlen müssen.
Auch hierfür müssen die konkreten Kosten ermittelt werden.
Rückreise und Pläne für den nächsten Besuch
Die Rückreise war ähnlich turbulent wie die Hinreise. Das Licht am Auto ging immer wieder aus, die Batterieleuchte signalisierte ein Problem und wir mussten ständig anhalten. Außerhalb der Städte hat man kein Telefonsignal und kann auch niemanden zur Rettung rufen. Zum Glück haben wir es mit Hängen und Würgen bis Makeni zurück geschafft.
Wenn die Regen aufhören, muss ich unbedingt nochmal hinfahren, am besten mit meiner Freundin Julia, die Fotografin ist. Ich habe zwar jede Menge Bilder gemacht, aber da es permanent regnete, konnte man fast nur in der Hütte fotografieren, wo die Lichtverhältnisse sehr schlecht waren.